Hotline +49 (0)6626 8099 88-0

von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr | info@weyh.de

Walter Weyh - Ein Leben mit Haltung, Herz und Humor

Freitag, den 27. Juni 2025

Walter Weyh - Ein Leben mit Haltung, Herz und Humor

Erinnerungen an Walter „Eddy“ Weyh

Sven Weyh: „Es gibt Menschen, die begleiten uns ein Leben lang. Nicht immer laut, nicht immer im Mittelpunkt aber immer da. Mein Vater Walter war genau so ein Mensch. Still, klug, herzlich, eigen und vor allem echt.

Er hätte nie große Reden über sich selbst gehalten. Aber wenn er erzählt hätte, dann so, wie er gelebt hat: ehrlich, mit einem Augenzwinkern, einem klaren Kompass und viel Gefühl für das, was wirklich zählt.

Deshalb soll seine Geschichte hier nicht wie ein Nachruf klingen. Sondern wie das, was sie war: Ein echtes, reiches Leben voller kleiner Anekdoten, großer Werte und stiller Kraft.“

Walter „Eddy“ Weyh

geboren am 5. Oktober 1947 in Obersuhl
gestorben am 11. Juni 2025

Mein Leben – erzählt von mir selbst

Ich bin Walter Weyh, wobei mich viele, die mich durchs Leben begleitet haben, nur unter meinem Spitznamen Eddy kennen. Kaum einer wusste überhaupt, dass ich eigentlich Walter heiße. Den Namen habe ich mir nicht selbst gegeben, aber irgendwie passte er zu mir und er hat mich mein ganzes Leben begleitet.

Geboren wurde ich 1947 in Obersuhl, in einem bodenständigen Unternehmerhaushalt. Ich wuchs als Jüngster zusammen mit meiner Schwester, meinem Bruder und einer angenommenen Stiefschwester auf. Wir waren eine echte Truppe. Schon früh war ich sportlich aktiv, vor allem auf dem Fußballplatz. Aber während meine Freunde draußen kickten, gab es für mich manchmal nur ein Ziel: rechtzeitig zum Fernseher.

Ein Fernseher war damals noch etwas Besonderes, fast schon ein Luxus. Und ich erinnere mich gut an diese eine Serie, die mein Herz erobert hatte: Ed, das sprechende Pferd. Ich liebte sie. Wenn sie lief, war alles andere zweitrangig. Selbst der Fußball musste warten. Heute muss ich Ed gucken, habe ich oft gesagt. So kam es, dass mich viele einfach Eddy nannten und der Name blieb.

Nach der Schule begann ich eine Lehre als Metallbauer bei der RMW in Rotenburg. Das war der Anfang meines beruflichen Weges. Durch ein Jugendprogramm bekam ich Zugang zum Edersee und dort passierte etwas, das mein Leben prägte. Ich entdeckte das Segeln. Der damalige RMW-Inhaber war begeisterter Segler und brachte uns nicht nur bei, Boote zu bauen, sondern auch, sie zu führen.

Diese Leidenschaft hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Auf dem Wasser fand ich Ruhe, Freiheit und Fokus. Später, als ich Gisela – meine Frau – kennenlernte, war es nur logisch, dass wir gemeinsam segelten. Segeln war für uns mehr als ein Hobby. Es war unser gemeinsames Element.

In jungen Jahren entschied ich mich für einen neuen Weg und ging zur Bundeswehr. Ich wurde nach Bückeburg versetzt, zur Heeresfliegertruppe. Acht Jahre lang war das mein Alltag. In dieser Zeit wurde mein Sohn Sven geboren. Ich hatte früh das Bedürfnis, Verantwortung zu übernehmen, in der Familie, im Beruf und im Leben an sich.

Nach meiner Zeit bei der Bundeswehr wechselte ich in die freie Wirtschaft und ging zur Firma Procter & Gamble. Dort war ich an vielen spannenden Entwicklungen beteiligt, darunter Produkteeinführungen und später, nach der Wende, auch maßgeblich am sogenannten Aufbau Ost. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt – über Menschen, über Märkte und darüber, wie wichtig es ist, auch in der Wirtschaft Haltung zu zeigen. Acht Jahre nach Sven kam meine Tochter Inken zur Welt. Mein Familienglück war damit vollkommen.

Besonders prägend für mich war auch der enge Freundeskreis, der sich über viele Jahre hier in Obersuhl entwickelte. Wir waren mehrere Familien mit fast gleichaltrigen Kindern, eine echte Clique, die über Jahrzehnte hinweg zusammenhielt. Wir unternahmen unzählige Aktivitäten miteinander, feierten große Feste, planten gemeinsame Urlaube und organisierten legendäre Partys. Diese Freundschaften waren für mich wie eine zweite Familie. Die Erinnerungen an diese Zeit tragen wir alle im Herzen.

Ich erinnere mich noch gut an die vielen Tage, an denen ich mit meiner Tochter Inken unterwegs war m. Sie und ihr Pferd, ich als treuer Begleiter im Hintergrund. Es war für mich selbstverständlich, sie bei ihrem Hobby zu unterstützen. Wir haben unzählige Stunden auf den Reitplätzen in Hohenroda und Richelsdorf verbracht. Für Außenstehende war das vielleicht nur Warten am Rand, aber für mich war es viel mehr. Es war gemeinsame Zeit, echtes Vater-Tochter-Erleben. Ich habe ihren Ehrgeiz bewundert, ihre Liebe zum Tier, ihre Ausdauer. Und ich war stolz. Einfach nur stolz.

Sport war und blieb ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich war aktiv in der Leichtathletik und im Volleyball, erwarb schon während meiner Bundeswehrzeit verschiedene Trainerscheine und brachte mich über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich ein. Auch das Allgäu hatte einen festen Platz in meinem Herzen. Im Winter war ich dort zum Skifahren, im Sommer zum Wandern, Sonne tanken und Kraft schöpfen.

Doch es war mir nie genug, einfach nur zu leben. Ich wollte mitgestalten. Ich wollte einstehen für das, was richtig ist. Deshalb war ich auch politisch aktiv, über viele Jahre in der SPD. Demokratie, Menschlichkeit und Gerechtigkeit waren für mich keine leeren Worte. Es war meine Überzeugung. Ich wollte, dass meine Kinder und Enkel in einer Welt aufwachsen, in der jeder eine Stimme hat, in der Respekt und Solidarität mehr zählen als Status und Ego.

Und auch wenn ich vom Beruf her Metallbauer war, mein Herz schlug immer auch für Holz. Ich war, wie man so schön sagt, ein echter Holzwurm. Die Werkstatt war mein Rückzugsort, mein kreatives Zuhause. Ich liebte es, mit den Händen zu arbeiten, Dinge zu erschaffen, Altes wieder in Schuss zu bringen. Ob Möbel, kleine Bastelarbeiten, ganze Renovierungen oder der Ausbau von Wohnungen, ich konnte mich stundenlang darin verlieren. Oder besser gesagt: tagelang. Manchmal sogar wochenlang. Ich wusste oft gar nicht, wie spät es war, wenn ich einmal angefangen hatte. In meiner Werkstatt hatte ich meine Ruhe, meinen Rhythmus und meine Ideen. Es war nie Arbeit. Es war Leidenschaft.

Mit nur 57 Jahren ging ich offiziell in den Ruhestand. Ruhestand: was für ein Wort. Ich war nie wirklich ruhig. Ich engagierte mich weiterhin in der Familie, in Sportvereinen, im gesellschaftlichen Leben. Ich begleitete meinen Sohn Sven bei vielen seiner unternehmerischen Projekte, unterstützte, beriet, half mit. Und ich war für meine Enkelkinder da: Anna und Felix auf Svens Seite, Jette und Greta auf Inkens Seite. Sie alle trugen dazu bei, dass ich mich nie alt fühlte.

Die Zeit mit meinen Enkelkindern war für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe es genossen, für sie da zu sein, sie zu begleiten, ihren Alltag ein Stück weit mitzugestalten. Es waren oft die kleinen Dinge, die mir große Freude gemacht haben. Die Fahrten zur Schule, das Abholen, das gemeinsame Warten oder ein kurzer Plausch zwischendurch. Und wie oft waren wir im Schwimmbad, vor allem im Freibad in Obersuhl, meinem Lieblingsort im Sommer. Die Sonne auf der Haut, das Lachen der Kinder, die Pausen mit Pommes und Eis, das war für mich echtes Glück. Auch die Fahrten nach Bad Hersfeld, wenn es zum Tanzen ging, waren fester Bestandteil meines Wochenplans. Ich war nie der Lauteste am Rand, aber ich war da. Und ich war gerne da. Diese Zeit hat mir viel bedeutet. Vielleicht sogar mehr, als meine Enkel damals ahnten.

Wenn ich heute zurückblicke, dann nicht mit Wehmut, sondern mit tiefer Dankbarkeit. Für das, was war. Für die Menschen an meiner Seite. Für all die Chancen, die ich nutzen durfte. Für die Liebe, die ich empfangen und weitergeben konnte.

Gisela war mein Zuhause. Meine Konstante. Meine große Liebe. Natürlich war ich nicht immer einfach. Ich hatte meine Eigenarten, war manchmal stur, oft unterwegs, manchmal nicht der Beste darin, meine Gefühle zu zeigen. Aber es gab nie einen Moment, in dem ich sie nicht geliebt habe. Niemals habe ich an unserer Verbindung gezweifelt. Ich habe sie geschätzt, geachtet, verteidigt. Immer. Und ja, ich hätte ihr das vielleicht öfter zeigen sollen. Aber ich hoffe, sie hat es gespürt. Jeden Tag.

Unsere gemeinsame Geschichte beginnt früh, in jungen Jahren, voller Träume und Lebensfreude. Wie eben schon beschrieben: Die Zeit auf dem Segelboot hat uns geprägt. Wir teilten dieses Hobby, diese Leidenschaft, diesen besonderen Blick auf die Welt vom Wasser aus. In Bückeburg, während meiner Zeit bei der Bundeswehr, haben wir gemeinsam das Familienleben aufgebaut. Und mit der Geburt von Sven und später Inken wurde aus einem Paar eine Familie. Aus einem Leben wurde ein gemeinsames Lebenswerk.

Wir sind zusammen durch Jahrzehnte gegangen. Haben gefeiert, gelacht, gestritten, Pläne gemacht, durchgehalten, aufgebaut. Freunde kamen und gingen. Die Zeit veränderte vieles, aber nie unsere Verbindung. Es gab unzählige Abende mit Gästen, mit Gesprächen, mit Musik, mit Gemeinschaft. Und wir beide mittendrin. Mal laut, mal leise, aber immer gemeinsam.

Die goldene Hochzeit war für mich ein Höhepunkt. Nicht wegen der Blumen oder der Glückwünsche, sondern weil sie ein Zeichen war. Ein Zeichen für das, was uns verbunden hat. Für das, was durchgetragen hat. Für das, was geblieben ist.

Ich möchte ihr an dieser Stelle einfach Danke sagen. Für alles. Für ihre Geduld. Für ihre Liebe. Für ihr Dasein. Für ihren Humor. Für ihr Mitgehen und Mittragen. Für ihr Mitlachen. Und auch für ihr Durchhalten mit mir.

Liebe Gisela, du warst das Beste in meinem Leben.

In den letzten sechs Jahren meines Lebens wurde es etwas stiller um mich. Gesundheitlich war diese Zeit nicht immer leicht. Mein Körper wurde schwächer, gezeichnet von meinem Leben, manches fiel mir schwerer. Ich habe mich in diesen Jahren bewusst ein wenig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um mehr Zeit für mich, meine Familie und das Wesentliche zu haben. Auch wenn ich mich nicht mehr so oft gezeigt habe wie früher, war ich innerlich stets verbunden mit den Menschen, die mich begleiteten, mit meiner Familie und mit allem, was mir wichtig war.

Ich war kein lauter Mensch. Aber ich hoffe, ich habe Spuren hinterlassen. Leise, aber tief.

Und wenn ihr euch fragt, ob ich noch irgendwie da bin, sagen wir es so: Ich habe einen ziemlich guten Platz mit Weitblick. Macht euch eine schöne Zeit. Ich beobachte das jetzt alles von oben ganz in Ruhe. Und vielleicht mit einem leichten Grinsen.

Euer Eddy - Walter Weyh

#walterweyh #weyh #eddy #eddi #obersuhl